Artikel aus der Wirtschaftswoche, Ausgabe 12 vom 14. März 2025
Manchmal geht es an der Börse ganz schnell: Aus Gier wird Angst – und aus Grün wird Rot. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Anleger Donald Trumps Wahlsieg gefeiert haben. Nun wird der US-Präsident zum Schrecken der Märkte. Der Fear & Greed Index des Senders CNN, der die Stimmung unter Anlegern anzeigt, steht mittlerweile auf „extremer Angst“.
Einzelne US-Werte, darunter die Techriesen wie Apple und Microsoft, verzeichneten zuletzt teils ungewohnt starke Tagesverluste. Der US-Leitindex S&P 500, der viele große Techwerte enthält, hat seit Jahresbeginn deutlich nachgegeben. Zusammen mit dem US-Techindex Nasdaq 100 gehört er bisher zu den Verlierern des Jahres. Der viel beachtete MSCI World wurde von seinen großen US-Werten in die Tiefe gezogen. Der Anteil von US-Aktien an dem globalen Aktienindex ist bereits von gut 73 auf unter 70 Prozent gefallen. America first? Nicht an der Börse.
Trumps Politik verschreckt Investoren. Die US-Wirtschaft sendet zunehmend Schwächesignale, sogar das Gespenst einer Rezession steht im Raum. Der US-Präsident spricht von einer „Übergangsphase“, nach der alles besser würde. Das aber kaufen ihm immer weniger Anleger ab. Zumal Trump noch viel wildere Pläne hegt, die selbst Wall-Street-Veteranen schaudern lassen.
Wer sich angesichts der Turbulenzen an den Aktienmärkten in Anleihen flüchten will, sollte sie besser bis zur Fälligkeit halten wollen. Denn auch Bonds sind gerade kein sicherer Hafen für Anleger. Sowohl US-Treasuries als auch Bundesanleihen schwanken stärker als üblich, ihre Kurse drehen immer wieder nach unten, die Renditen schnellen in die Höhe. Und Gold? Sollte die Lage noch unsicherer werden und Anleger in Scharen in das Edelmetall flüchten wollen – dann könnte der Goldmarkt so viel neues Geld wohl gar nicht auf einen Schlag aufnehmen.
Für junge, von steigenden Kursen verwöhnte Neuanleger dürfte die aktuelle Situation an den Börsen schwer zu verdauen sein. Wer mehr Erfahrung hat, ist aber nicht unbedingt gelassener. Manch einer dürfte sich angesichts des Hypes um künstliche Intelligenz (KI), der hohen Bewertungen für US-Aktien und des jüngsten Absturzes von KI-Stars wie Nvidia an den Zusammenbruch des Neuen Marktes vor 25 Jahren erinnert fühlen.
So geht es auch Birgit Gröning. Die Diplom-Ingenieurin aus Frankfurt, Ende 50, musste zuletzt häufiger daran denken, wie kurz nach der Jahrtausendwende die zuvor gehypten Internetaktien abstürzten. Sie selbst stieg erst Jahre später in die Geldanlage ein. Mit Ende 40 kaufte sie Fonds, ETFs und Einzelwerte, für überschaubare Beträge. Jetzt steht sie vor einem Problem: In acht Jahren will sie in Rente gehen, bis dahin möglichst keine bösen Überraschungen erleben. Es sieht aber ganz danach aus, als könnte es davon in der nächsten Zeit noch einige geben.
Nicht jeder hat die Nerven, um unruhige Börsenphasen wie die jetzige auszusitzen. Mancher kann es sich auch schlicht nicht leisten, so wie Gröning. Sie sei nicht reich, betont sie. Umso wichtiger sei ihr, dass ihr Depot bis zum Eintritt in den Ruhestand nicht nach unten gezogen wird.
Professionelle Geldmanager können vor allem in Zeiten wie diesen einen Mehrwert für Anleger bieten. Sie sind darauf bedacht, in schwierigen Marktphasen möglichst kein Geld zu verlieren. Weil sie vorausschauend anlegen, reagieren sie früh auf Änderungen am Markt. Idealerweise finden sie dann Werte, die gut laufen. Womöglich gegen den Trend.
Vermögensverwalter bieten ihre Dienste nicht nur den oberen Zehntausend an. Viele von ihnen leiten Fonds, in die Anleger schon mit kleinen Beträgen investieren können. Auch Gröning denkt darüber nach, einen Profi mit der Anlage ihres Geldes zu betrauen, um wieder ruhig schlafen zu können. Im Vermögensverwalter-Ranking der WirtschaftsWoche könnte sie einen passenden Anlageexperten finden.
Das Ranking teilt sich in drei Risikostufen: dynamisch, ausgewogen, defensiv. Die Analyse basiert auf Dreijahresrenditen und zwei Risikoindikatoren. Die Semi-Volatilität misst nur negative Kursschwankungen. Der maximale Verlust zeigt, wie stark ein Fonds zwischen Anfang 2022 und Ende 2024 im schlimmsten Fall fiel.
Gute Vermögensverwalter werden von fallenden Aktien- und Anleihekursen nicht überrascht. So auch Frank Fetzer, Gründer der F&P Vermögensmanagement aus München. „Es wäre zu spät, jetzt erst zu reagieren“, sagt er. Soll heißen: Fetzer war vorbereitet. Und das nicht nur jetzt. Mit 130 Prozent plus über zehn Jahre schaffte er es unter die Top-Performer auf der Langstrecke. Für die Top 20 im großen WiWo-Ranking reichte es dennoch nicht: Fetzer sichert die Kurse von Papieren in seinem Fonds nicht ab, etwa durch Derivate, wie es manch anderer tut. Dadurch fallen die Kursschwankungen in seinem Fonds stärker aus.
Einfach sind die Zeiten selbst für Profis nicht. Auch von namhaften Vermögensverwaltern wie Oddo BHF aus Frankfurt oder Flossbach von Storch aus Köln, sonst zuverlässig im Ranking vertreten, schaffte es kein Portfolio in diesem Jahr rein. Anderen renommierten Häusern gelang dagegen ein Doppelerfolg. Etwa DJE Kapital: Ein von Unternehmensgründer Jens Ehrhardt selbst gelenktes Portfolio schaffte es in der Kategorie Dynamisch ins Ranking, ein von seinem Sohn gemanagter Fonds in der Rubrik Ausgewogen.
Was machen die Gewinner anders als andere? Sie agieren vorausschauend, begrenzen Verlustrisiken, gehen Kurswetten mit Bedacht ein. Dabei gehen sie sehr unterschiedlich vor. An Rüstungsaktien etwa scheiden sich die Geister. Während Ehrhardt von DJE Kapital betont, er sei doch eher Pazifist und gegen eine Aufrüstung im Depot, hat Andre Koppers von Oberbanscheidt & Cie. direkt nach Russlands Überfall auf die Ukraine bei Rheinmetall zugegriffen. Fetzer findet Rüstung zwar interessant, investiert aber nicht.
Die WirtschaftsWoche hat aus den 60 besten Vermögensverwaltern fünf ausgewählt, die sich langfristig bewährt haben, aber noch im Schatten der Großen stehen. Sie stellen ihre Favoriten vor und erläutern, wie sie es jetzt mit Aktien, Anleihen, Gold und anderen Anlageklassen halten.