Die Kunst der Renditejagd

Nervöse Märkte beunruhigen die Anleger, gute Vermögensverwalter weichen den Turbulenzen aus. Worauf die Profis jetzt setzen.

Artikel aus der Wirtschaftswoche, Ausgabe 12 vom 14. März 2025

Manchmal geht es an der Börse ganz schnell: Aus Gier wird Angst – und aus Grün wird Rot. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Anleger Donald Trumps Wahlsieg gefeiert haben. Nun wird der US-Präsident zum Schrecken der Märkte. Der Fear & Greed Index des Senders CNN, der die Stimmung unter Anlegern anzeigt, steht mittlerweile auf „extremer Angst“.

Einzelne US-Werte, darunter die Techriesen wie Apple und Microsoft, verzeichneten zuletzt teils ungewohnt starke Tagesverluste. Der US-Leitindex S&P 500, der viele große Techwerte enthält, hat seit Jahresbeginn deutlich nachgegeben. Zusammen mit dem US-Techindex Nasdaq 100 gehört er bisher zu den Verlierern des Jahres. Der viel beachtete MSCI World wurde von seinen großen US-Werten in die Tiefe gezogen. Der Anteil von US-Aktien an dem globalen Aktienindex ist bereits von gut 73 auf unter 70 Prozent gefallen. America first? Nicht an der Börse.

Trumps Politik verschreckt Investoren. Die US-Wirtschaft sendet zunehmend Schwächesignale, sogar das Gespenst einer Rezession steht im Raum. Der US-Präsident spricht von einer „Übergangsphase“, nach der alles besser würde. Das aber kaufen ihm immer weniger Anleger ab. Zumal Trump noch viel wildere Pläne hegt, die selbst Wall-Street-Veteranen schaudern lassen.

Wer sich angesichts der Turbulenzen an den Aktienmärkten in Anleihen flüchten will, sollte sie besser bis zur Fälligkeit halten wollen. Denn auch Bonds sind gerade kein sicherer Hafen für Anleger. Sowohl US-Treasuries als auch Bundesanleihen schwanken stärker als üblich, ihre Kurse drehen immer wieder nach unten, die Renditen schnellen in die Höhe. Und Gold? Sollte die Lage noch unsicherer werden und Anleger in Scharen in das Edelmetall flüchten wollen – dann könnte der Goldmarkt so viel neues Geld wohl gar nicht auf einen Schlag aufnehmen.

Für junge, von steigenden Kursen verwöhnte Neuanleger dürfte die aktuelle Situation an den Börsen schwer zu verdauen sein. Wer mehr Erfahrung hat, ist aber nicht unbedingt gelassener. Manch einer dürfte sich angesichts des Hypes um künstliche Intelligenz (KI), der hohen Bewertungen für US-Aktien und des jüngsten Absturzes von KI-Stars wie Nvidia an den Zusammenbruch des Neuen Marktes vor 25 Jahren erinnert fühlen.

So geht es auch Birgit Gröning. Die Diplom-Ingenieurin aus Frankfurt, Ende 50, musste zuletzt häufiger daran denken, wie kurz nach der Jahrtausendwende die zuvor gehypten Internetaktien abstürzten. Sie selbst stieg erst Jahre später in die Geldanlage ein. Mit Ende 40 kaufte sie Fonds, ETFs und Einzelwerte, für überschaubare Beträge. Jetzt steht sie vor einem Problem: In acht Jahren will sie in Rente gehen, bis dahin möglichst keine bösen Überraschungen erleben. Es sieht aber ganz danach aus, als könnte es davon in der nächsten Zeit noch einige geben.

Nicht jeder hat die Nerven, um unruhige Börsenphasen wie die jetzige auszusitzen. Mancher kann es sich auch schlicht nicht leisten, so wie Gröning. Sie sei nicht reich, betont sie. Umso wichtiger sei ihr, dass ihr Depot bis zum Eintritt in den Ruhestand nicht nach unten gezogen wird.

Professionelle Geldmanager können vor allem in Zeiten wie diesen einen Mehrwert für Anleger bieten. Sie sind darauf bedacht, in schwierigen Marktphasen möglichst kein Geld zu verlieren. Weil sie vorausschauend anlegen, reagieren sie früh auf Änderungen am Markt. Idealerweise finden sie dann Werte, die gut laufen. Womöglich gegen den Trend.

Vermögensverwalter bieten ihre Dienste nicht nur den oberen Zehntausend an. Viele von ihnen leiten Fonds, in die Anleger schon mit kleinen Beträgen investieren können. Auch Gröning denkt darüber nach, einen Profi mit der Anlage ihres Geldes zu betrauen, um wieder ruhig schlafen zu können. Im Vermögensverwalter-Ranking der WirtschaftsWoche könnte sie einen passenden Anlageexperten finden.

Das Ranking teilt sich in drei Risikostufen: dynamisch, ausgewogen, defensiv. Die Analyse basiert auf Dreijahresrenditen und zwei Risikoindikatoren. Die Semi-Volatilität misst nur negative Kursschwankungen. Der maximale Verlust zeigt, wie stark ein Fonds zwischen Anfang 2022 und Ende 2024 im schlimmsten Fall fiel.

Gute Vermögensverwalter werden von fallenden Aktien- und Anleihekursen nicht überrascht. So auch Frank Fetzer, Gründer der F&P Vermögensmanagement aus München. „Es wäre zu spät, jetzt erst zu reagieren“, sagt er. Soll heißen: Fetzer war vorbereitet. Und das nicht nur jetzt. Mit 130 Prozent plus über zehn Jahre schaffte er es unter die Top-Performer auf der Langstrecke. Für die Top 20 im großen WiWo-Ranking reichte es dennoch nicht: Fetzer sichert die Kurse von Papieren in seinem Fonds nicht ab, etwa durch Derivate, wie es manch anderer tut. Dadurch fallen die Kursschwankungen in seinem Fonds stärker aus.

Einfach sind die Zeiten selbst für Profis nicht. Auch von namhaften Vermögensverwaltern wie Oddo BHF aus Frankfurt oder Flossbach von Storch aus Köln, sonst zuverlässig im Ranking vertreten, schaffte es kein Portfolio in diesem Jahr rein. Anderen renommierten Häusern gelang dagegen ein Doppelerfolg. Etwa DJE Kapital: Ein von Unternehmensgründer Jens Ehrhardt selbst gelenktes Portfolio schaffte es in der Kategorie Dynamisch ins Ranking, ein von seinem Sohn gemanagter Fonds in der Rubrik Ausgewogen.

Was machen die Gewinner anders als andere? Sie agieren vorausschauend, begrenzen Verlustrisiken, gehen Kurswetten mit Bedacht ein. Dabei gehen sie sehr unterschiedlich vor. An Rüstungsaktien etwa scheiden sich die Geister. Während Ehrhardt von DJE Kapital betont, er sei doch eher Pazifist und gegen eine Aufrüstung im Depot, hat Andre Koppers von Oberbanscheidt & Cie. direkt nach Russlands Überfall auf die Ukraine bei Rheinmetall zugegriffen. Fetzer findet Rüstung zwar interessant, investiert aber nicht.

Die WirtschaftsWoche hat aus den 60 besten Vermögensverwaltern fünf ausgewählt, die sich langfristig bewährt haben, aber noch im Schatten der Großen stehen. Sie stellen ihre Favoriten vor und erläutern, wie sie es jetzt mit Aktien, Anleihen, Gold und anderen Anlageklassen halten.

Der Klassenbeste – Ganz ohne Big Tech

Ein Fondsmanager mit einem Abschluss in Psychologie: Das klingt nach einer guten Kombination. Zwar kann auch Peter Frech nicht vorhersagen, welche Ideen US-Präsident Donald Trump als Nächstes in die Tat umsetzt – und in welche Richtung er die Börsen beeinflussen wird. Doch seine Ausbildung hilft ihm dabei, typische Anlegerfehler zu vermeiden. Von Angst oder Gier lässt er sich nicht treiben. Sein Ansatz ist betont sachlich. Im Vermögensverwalter-Ranking der WirtschaftsWoche hat er damit den Spitzenplatz in der Kategorie Dynamisch erreicht (siehe Tabelle oben).

Bei Quantex in Zürich verwaltet Frech milliardenschwere Fonds. Sein Team sortiert Aktien weltweit nach Kriterien wie Rendite, Marge, Bewertung, Kursentwicklung und Dividende. Besonders im Fokus steht der freie Cashflow, ein Zeichen dafür, wie solide ein Unternehmen aufgestellt ist. In die Auswahl kommen häufig Aktien, die lange unauffällig bleiben, aber im Marktcrash ihre Stärke beweisen.

Das wohl Bemerkenswerteste am Spitzenreiter: Frech und sein Team schaffen es ganz nach oben, ohne in die großen US-Techwerte zu investieren. In ihrem Portfolio steckt kein Apple, kein Microsoft, kein Nvidia. Insgesamt ist der US-Anteil gering. Viele große US-Aktien waren vor dem Sinkflug der letzten Wochen extrem hoch bewertet und sind es teilweise noch immer – für Frech ein Alarmsignal. Die Unternehmensgewinne müssten teils zweistellig wachsen, um die hohen Aktienbewertungen zu rechtfertigen, sagt er. „Allein die Fantasie rund um künstliche Intelligenz reicht dafür nicht aus.“ Aktuell liegt Frechs US-Anteil im Portfolio deshalb nur bei rund 20 Prozent. Dabei setzt er auf solide Ertragsbringer wie Philip Morris, Ulta Beauty und Visa.

Fündig wird der Quantex-Manager vor allem in Europa. Vor Kurzem ist er zum Beispiel bei Nestlé eingestiegen. Der Traditionskonzern passt eigentlich nicht in sein Konzept – zu teuer. Doch zuletzt hatte sich Nestlé zu einer Art Gegenthese zu Nvidia entwickelt: Stieg die US-Aktie, fiel der Schweizer Nahrungsmittelriese. Und umgekehrt. „Dass der Markt im Jahr zweistellig steigt, Nestlé-Aktien aber zweistellig verlieren, habe ich noch nie erlebt“, sagt Frech. Im vergangenen Dezember, nahm er Nestlé ins Depot auf – nur um sich im Januar auch schon wieder zu verabschieden. Nach 20 Prozent Kursanstieg hatte der Titel Frechs Kursziel erreicht.

Besser als Nestlé gefällt den Zürchern die britische Unilever: Der Konzern habe eine ähnliche Rendite auf das eingesetzte Kapital wie Nestlé, sei aber an der Börse günstiger. Frech sieht darin ein Muster: „Schweizer Aktien sind im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz teuer“, sagt er. „Viele Offshore-Gelder fließen in den Schweizer Aktienmarkt und die Vermögensverwalter haben eine große Heimatliebe.“

Auch sonst entdeckt der Vermögensverwalter häufig in Großbritannien Unternehmen für sein Portfolio. Zu seinen Favoriten gehören BP, British American Tobacco, Shell sowie der Hygiene-Riese Reckitt Benckiser. Auch der Discounter B&M European Value Retail, mit einer Ausschüttungsrendite von zehn Prozent.

Um deutsche Titel und auch die anderen Euro-Länder machen die Schweizer eher einen Bogen. Glaubt man Frech, hat die aktuelle Rally auf diesen Märkten keine Substanz. Seit Jahresbeginn stieg der Dax um 13,3 Prozent, der Euro Stoxx 50 legte um 10,1 Prozent zu. Höhere Anleihezinsen stünden im Widerspruch zur Hoffnung auf weiter sinkende Zinsen, sagt er. Die Auseinandersetzung zwischen den verschuldeten Staaten und ihren Notenbanken habe erst begonnen. „Das ist für Aktien keine gute Entwicklung.“

China meidet der Manager aus Zürich sogar vollständig. „Das Risiko, über Nacht ausgeschlossen zu werden, ist zu hoch – ähnlich wie in Russland“, erklärt er. Auch den Boom der Rüstungsindustrie lässt Frech an sich vorbeiziehen. „Wenn es wirklich hart auf hart kommt, kann der Staat Rüstungsunternehmen schnell verstaatlichen.“ Stattdessen setzt er stärker auf Schwellenländer wie Brasilien, Mexiko, Indonesien und Polen. Im Depot hat er zum Beispiel den lateinamerikanischen Bierproduzenten Ambev, eine Tochter des belgischen Konzerns Anheuser-Busch InBev, in den er ebenfalls investiert. In Lateinamerika steigt der Bierkonsum, während er in Deutschland schrumpft.

Als Schutz vor Inflation setzt Frech nicht nur auf Aktien, sondern auch auf Rohstoffe – und auf Gold. Bei Ersteren ist er gleichgewichtet in 14 verschiedenen Rohstoffen investiert. Schießen die Preise für Kakao und Kaffee in die Höhe, verkauft er einen Teil seiner Position und reinvestiert das Kapital in günstigere Rohstoffe. Spekulative Wetten geht er nicht ein.

Die Pragmatischen – mit Gespür für Trends

Wer es spannender mag, kann sich nach Kleve orientieren. In der Stadt am Niederrhein sitzt mit Oberbanscheidt & Cie „der westlichste Vermögensverwalter Deutschlands“ – so der Slogan, mit dem das Haus seine Kunden überzeugen will. Vielleicht ist es dieser Lage fern der Frankfurter Bankentürme zu verdanken, dass es hier betont locker zugeht. Anzüge sind die Ausnahme. Auch wird Klartext geredet. Etwa, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Das Thema beschäftigt die Finanzbranche – aber nicht gerade im positiven Sinne.

In Kleve sehen es die Fondsmanager um Gesellschafter und Geschäftsführer Andre Koppers pragmatisch. Der Mischfonds Oberbanscheidt Global Flexibel UI verfolgt ausdrücklich keine Nachhaltigkeitsstrategie. „Im Asset-Management sind damit erheblicher Aufwand und große Einschränkungen verbunden“, sagt Koppers. „Außerdem hat sich uns der Mehrwert für Investoren nie erschlossen.“ Hochumstrittene Spekulationen wie mit Nahrungsmitteln kämen selbstverständlich nicht infrage: „Wir haben doch alle schon als Kinder beigebracht bekommen, dass man so etwas nicht macht.“

Der Erfolg spricht für Oberbanscheidt. Eine der größten Positionen in ihrem Mischfonds ist der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall. Einen Tag nach Russlands Angriff auf die Ukraine griffen Koppers und seine zwei Kollegen zu – viele andere rümpften da noch die Nase. Einstiegskurs für Oberbanscheidt: rund 104 Euro. Wertzuwachs seitdem: 1000 Prozent. Koppers nennt Rheinmetall ein „spannendes Investment“. Er ist überzeugt: „Das Thema Rüstung wird uns weiter beschäftigen, losgelöst von der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Die Sonderkonjunktur fängt gerade erst an.“

Auf der Aktienseite halten Koppers und seine Kollegen einen Kern aus hauptsächlich deutschen Basisinvestments, darunter Allianz und Münchener Rück. Darum gruppieren sie Aktien, mit denen sie bestimmte Trends bespielen. Neben Rüstung setzen sie gerade vor allem auf den Baumaterialiensektor, etwa auf Heidelberg Materials. „Wenn wir ein Schlaglicht auf ein Unternehmen werfen, geht das selten über fünf Prozent des Portfolios hinaus, auch wenn wir die Aktie prima finden“, schränkt Koppers allerdings ein. So sollen die Risiken überschaubar bleiben.

Weil der Oberbanscheidt-Fonds gerade einmal rund 70 Millionen Euro verwaltet, können Koppers und seine Kollegen kleinere Werte beimischen, ohne selbst den Markt zu bewegen. Das tun sie bei Aktien genauso wie bei Anleihen. Bonds machen derzeit fast 50 Prozent des Portfolios aus. Größte Position ist dort nicht etwa eine klassische Bundesanleihe, sondern ein Zinspapier des sauerländischen Bahntechnikers Vossloh. Auf solche Alleinstellungsmerkmale legt Koppers viel Wert: „Wir sind fernab jedes Vergleichsindex unterwegs und haben unsere eigene Meinung“, sagt er.

Neben Stiftungen, Kommunen, Unternehmen gehören auch Privatanleger ab einem Kapital im niedrigen Hunderttausenderbereich zum Kundenstamm. „Wer bei uns investiert, der investiert langfristig“, sagt Koppers. Zu risikoscheu sollte er für den Mischfonds aber nicht sein, trotz hoher Anleihequote. Und auch kein Problem mit Rüstungsaktien haben.

Der Bodenständige – Handwerk statt Spektakel

Wenn Andreas Mayer morgens zur Arbeit läuft, ist er schon im Dienst der Kunden unterwegs. US-Daten, Asienmärkte: Was ist da schon wieder los?, wollen seine Kunden und Kollegen bei der Kreissparkasse Melle wissen. Spätestens in der Schalterhalle sprechen sie ihn an – und der leitende Portfoliomanager gibt seine Einschätzungen. Heiße Themen derzeit: die fallenden Aktienkurse. Und immer wieder die Inflation. „Viele Kunden fürchten, dass ihr Vermögen schmilzt“, sagt Mayer. „Wir erklären ihnen dann, warum unser Portfolio mit Aktien, Anleihen und Gold ein guter Schutz ist.“

Seit 2002 bietet die Kreissparkasse Melle eine Vermögensverwaltung für Kunden an, die mindestens 200.000 Euro investieren wollen. 2015 kam ein eigener Fonds dazu, der vor Ort gemanagt wird.

Melle liegt im Grönegau, zwischen Bielefeld und Osnabrück – also mitten in einer Region, die vom Mittelstand lebt: Der Maschinenbauer Wilhelm Niemann etwa hat seinen Sitz in Melle. Vergangenes Jahr wurde er von der WirtschaftsWoche zum „Future Champion“ gekürt. Wintergärten von Solarlux kommen von hier, ebenso wie die blaue Tartanbahn im Berliner Olympiastadion von der Firma Melos.

In Melle mag man es bodenständig. Fondsmanager Mayer lebt es vor: Er teilt sich ein Büro mit drei Kollegen – die Wände sind weiß, der Teppich grau, auf dem Tisch steht ein Drucker. Der Blick aus dem Fenster geht auf eine Baugrube. Eigentlich sollte dort längst ein Wohn- und Geschäftshaus stehen. Doch es dauert – auch in Melle spürt man die hohen Zinsen und die schwache Konjunktur. Das Volkswagen-Werk im nahen Osnabrück, an dem 2000 Jobs hängen, könnte 2027 geschlossen werden.

Mayer achtet auf das Geld, investiert für den vermögensverwaltenden Fonds in Aktien, die er „Langeweiler“ nennt – solide Unternehmen, die jeder kennt: Berkshire Hathaway, Allianz, Alphabet, IBM, Deutsche Telekom, Siemens, Unilever, LVMH oder Eli Lilly. Mayer glaubt zwar an den langfristigen Siegeszug künstlicher Intelligenz. Aber für seinen Fonds würde es reichen, wenn IBM sowie Alphabet als Cloud- und Rechenzentrumsanbieter davon profitieren werden – mehr KI-Fantasie möchte er nicht im Fonds. Auch den Rüstungsboom lässt er an sich vorbeiziehen. Warum er trotzdem Aktien von MTU hält, obwohl der Triebwerksbauer an Rüstungsaufträgen verdient? „Der Umsatz in dem Geschäft ist bei MTU klein.“

Wichtig ist Mayer eine breite Streuung, über Branchen, Regionen und Währungen hinweg. Kein Wert macht mehr als fünf Prozent des Portfolios aus. Die Techbranche kommt an vierter Stelle, hinter Finanzen, Gesundheit und Industrie. Dass die US-Techriesen den Fonds nicht dominieren, kommt ihm gerade zugute. Und da der Euro-Raum seit jeher mit 40 Prozent ein höheres Gewicht im Fonds hat als die USA, musste Mayer nicht groß umschichten, als sich europäische Aktien erholten. Den Anstieg der Nebenwerte spielt Mayer mit Einzeltiteln, von der Kursrally in China profitiert sein Fonds über einen Schwellenländer-ETF. Kein Zocken eben, sondern Handwerk – made in Melle.

Der Flexible – schneller zu mehr Rendite

Thomas Romig mag es sportlich. In seiner Freizeit spielt der Investmentchef bei Assenagon Fußball und Tennis, und auch an der Börse bestimmt dieser Sportsgeist seine Strategie. In seinem Multi-Asset-Fonds legt der Manager zum Beispiel viel Wert auf Sicherheit – und handelt trotzdem oft und schnell. So hat er es unter den ausgewogenen Portfolios in die Spitzengruppe geschafft.

Auf seiner Jagd nach Performance bleibt der Fondsmanager flexibel. „Es hilft nichts, wenn wir an eine Strategie glauben, und diese mittelfristig keinen Erfolg bringt. Der Markt hat immer recht“, sagt er. Deshalb tut er alles dafür, um das Depot gegen Krisen in einzelnen Anlageklassen zu immunisieren. So soll der Fonds möglichst unabhängig vom Auf und Ab an den Märkten an Wert zulegen.

Vor 14 Jahren begann Romig, für Assenagon in Frankfurt das Geschäft mit vermögensverwaltenden Fonds aufzubauen. Seine Strategie: „Wir erwirtschaften die Performance nicht nur auf den Autobahnen des Kapitalmarktes, sondern auch auf den Nebenstraßen, wie etwa Aktien aus kleineren Entwicklungsländern, sogenannten Frontier-Märkten.“ Ein Mix aus Fonds, ETFs und Gold wird gelegentlich um Futures für einen schnellen Marktzugang ergänzt.

„Heute nutzen viele Anleger nur noch den MSCI World“, findet Romig. Dabei habe der Kapitalmarkt viel mehr zu bieten. Romigs Aktienportfolio wird von ETFs dominiert, die US-Standardwerte enthalten, aber auch europäische Aktien spielen eine Rolle. Die Gesundheitswerte im Fonds sollen vom demografischen Wandel profitieren, skandinavische Hochzinsanleihen attraktive Zinsen liefern. Auch Katastrophenanleihen, Schwellenländer und Volatilitätsstrategien mischt Romig bei. Dabei setzt er auf spezialisierte Fondsmanager, deren Dienste Großanlegern vorbehalten sind.

Die Wertentwicklung des Fonds kam zuletzt zu zwei Dritteln aus Aktien. Verluste bei einzelnen Positionen kann Romig dank breiter Streuung gut abfedern.

Bei Anleihen sieht Romig jetzt vor allem Zinsrisiken. Die Inflation werde Bondanlegern mehr Kursschwankungen bescheren, prophezeit er. Auf Staatsanleihen westlicher Länder könne er „weitgehend verzichten“. Stattdessen setzt er auf Fonds für Schwellenländeranleihen wie den Man Emerging Markets Corporate Credit Alternative. Der stieg vergangenes Jahr 20 Prozent – und damit nur fünf Prozentpunkte weniger als der MSCI World.

Zur Risikobegrenzung investiert Romig auch in Aktienfonds wie den Helium Selection Fund, der von Unternehmensübernahmen profitieren soll. Das Kalkül: Nach einer Übernahme bekommen Aktionäre vor Gericht oft noch einen Nachschlag. „Wir sammeln jeden Basispunkt vom Boden auf“, sagt Romig.

Seit November 2024 setzt der Manager verstärkt auf deutsche Aktien. Er sei dort „zwei Schritte vorgegangen“, sagt er. Als in Wahlumfragen eine Dreierkoalition die Nase vorn hatte, gab es einen Kursknick. „Dann gingen wir einen Schritt zurück, wurden vorsichtiger, zogen uns aber nicht komplett zurück.“ Wer nur defensiv spielt, verpasst Chancen.

Der Unkomplizierte – einfach, günstig, gut

Christian Hein wählt sein Mittagessen ähnlich aus wie die ETFs für seinen Dachfonds: Der Preis muss stimmen – aber das Produkt soll auch passen. Es wird an diesem Februarmontag in Düsseldorf deshalb keines der günstigen Gerichte von der Tageskarte, sondern ein Salat vom Standardmenü: untere Preisspanne, solide Zusammensetzung, mit Hähnchen und Croutons.

Hein mag es simpel, günstig und gut. Diese drei Aspekte in einem Fonds zu vereinen sei gar nicht so leicht, sagt er. Gelungen ist es dem Fondsmanager von Apo Asset, der Fondstochter der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, allemal.

Das Konzept seines Dachfonds ist schnell erklärt: Er enthält rund zehn Aktien- und Anleihe-ETFs. Simpler geht es kaum. Günstiger auch nicht: Mit 0,49 Prozent pro Jahr ist das Global ETFs Portfolio sehr niedrig bepreist. Und seine Wertentwicklung kann sich ebenfalls sehen lassen.

„Wenn wir unsere Meinung zu einem Markt ändern, setzen wir das zielstrebig um“, sagt Hein. Als etwa wegen des Ukrainekriegs die Leitzinsen in Europa und in den USA stiegen, verkaufte der Fondsmanager frühzeitig den Langläufer-ETF in seinem Anleiheportfolio. Viele Mischfondsmanager wurden in der Folgezeit von den Zinserhöhungen hart getroffen. Hein nicht. Die Umschichtungen halten sich aber in Grenzen: „Pro Jahr tauschen wir ungefähr zwei ETFs aus“, sagt er. Weil der Markt sich verändert oder andere ETFs liquider oder günstiger sind.

Ende vergangenen Jahres verkaufte Hein taktisch einen Welt-ETF und schichtete in günstigere ETFs um, die er bereits in seinem Portfolio hatte, unter anderem in einen Indexfonds auf den US-Index S&P 500. In den meisten globalen ETFs haben die USA mit Abstand das höchste Gewicht. Durch die Umschichtungen konnte der Manager günstiger und zugleich gezielter Akzente setzen. Insgesamt stecken derzeit rund 80 Prozent seines Portfolios in Aktien-ETFs. US-Aktien haben das höchste Gewicht. Mit einem Anteil von rund 36 Prozent sind sie aber längst nicht so hoch gewichtet wie in Indexfonds auf den MSCI World, wo die USA mit rund 74 Prozent vertreten sind. Der US-Anteil im Fonds ist zuletzt leicht gesunken, bleibt aber weitgehend stabil.

Europäische Aktien sind bei Hein mit 31 Prozent Anteil fast gleichauf mit US-Titeln. Damit ist er in diesem Jahr gut positioniert. Andere profitieren zwar noch stärker von Europas jüngster Aufholjagd. Aber Hein fährt keine heißen Wetten: Sein ETF-Portfolio ist ein Basisinvestment in allen Lagen. „Bewusst simpel und aktiv gemanagt“, sagt der Fondsmanager. Und das sei, er wolle es noch einmal betonen, gar nicht so leicht, wie man meinen könnte.

 

Quelle: Wirtschaftswoche, Ausgabe 12 vom 14. März 2025
Heike Schwerdtfeger, Julia Groth

 

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